Dienstag, 17. April 2012

Gedong Ashram Gandhi

Am Sonntag Morgen nach dem Frühstück haben wir uns auf den Weg gemacht um die Reisfelder um Ubud zu sehen. Wir haben uns dafür einen Roller in unserem Hotel ausgeliehen. Für knapp fünf Euro kann man sich da einen Scooter für 24 Stunden leihen. Wir brauchten den ja aber nur für ein paar Stunden. Shin ist gefahren. Er ist ja gestern schon den ganzen Tag unterwegs gewesen und kannte sich deswegen schon etwas aus. Aber hier fahren ja auch alle kreuz und quer. Sogar Zehnjährige cruisen hier mit dem Roller durch die Gegend. Manchmal auch noch mit drei Freudnen hinten drauf. Manchmal sieht man ganze Familien auf einem Roller.
Sobald man aus Ubud raus fährt hört auch direkt der Touristenbereich auf und man kann das wahre Leben von Bali sehen. Die Leute verkaufen an jeder Ecke Essen, Getränke oder handgeschnitze Figuren aus Holz, aber es macht einen ruhigeren und leider auch dreckigeren Eindruck. Trotzdem war ich sehr beeindruckt. Man schaut auf viele schöne Häuser und kleine Familientempel, die in mitten von Reisfeldern stehen. Alles ist einfach so grün, egal wo man hinschaut. Grün, Grün und nochmehr Grün. Viele Bäume und Palmen sind überall an den Rändern der Felder verstreut.
Nach ca. zwanzig Minuten sind wir auch an der Rice Terrace angekommen, die wir uns angucken wollten. Die Felder liegen da praktisch auf verschiedenen Etagen, wie Stufen über die man hinweg sehen kann. Wirklich wunderschön und einfach so grün, unglaublich!
Reis wird auf Bali schon seit Jahrzehnten angebaut und bildet somit auch eines der Grundnahrungsmittel. Jede Familie baut den Reis praktisch selber an. Genug für sich selber, um etwas vielleicht noch auf dem Markt zu verkaufen oder um ihn als Opfergabe den Göttern zu geben. Reis wird hier auch als Geschenk der Götter angesehen.
Wir haben noch was getrunken und gegessen, weil direkt ein Restaurant an den Feldern war.

In Ubud haben wir noch geshoppt und uns den Monkey Forest von außen angeschaut (ich muss mir die Affen nicht von Nahmen angucken, die wollen eh nur meine Schuhe).
Um  drei Uhr ging unser Bus Shuttle nach Candi Dasa. Die Stadt liegt im Osten der Insel.
Die Busfahrt war auch mega interessant. Ich könnte ja sowieso den ganzen Tag im Bus sitzen und mir einfach nur die Gegend angucken.
Auf der einen Seite ist Bali einfach faszinierend. Die vielen Reisfelder, die Palmen. Im Hintergrund stehen die Berge, alle grün bewachsen. Einfach nur wunderschön!
Auf der anderen Seite sieht man auch leider die Armut, die hier herrscht. Über 27% der insgesamt 241 Millionen Indonesier leben in Armut. Es gibt aber starke regionale Unterschiede. In manchen Provinzen lebt zum Beispiel 44% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Das ist schon sehr traurig, wenn man sieht wie manche wohnen müssen.
Ich hab auch herausgefunden (dank Wikipedpia), dass die meistpraktizierte Religion in Indonesien der Islam ist. Das hätte ich überhaupt nicht erwartet. Bali ist mit Hinduismus eine ziemliche Ausnahme.

In Candi Dasa haben wir uns auf zum Gedong Ashram Gandhi gemacht. Als Shin und ich hier ankamen dachten wir erst, oh Gott, wie soll das wohl werden. Wenn man an ein Hotel gewöhnt ist, dann ist das schon eine kleine Umstellung.
Aber unser Cottage, dass wir für zwei Nächte bewohnt haben war ganz. Wir hatten sogar eine normale Toilette!
Zwei Kühe laufen hier frei rum und wir haben sogar Meerblick. Nur leider keinen Strand.
Abends auf der Terasse wimmelt es nur so von Ungeziefer. Zumindest bilde ich mir das immer ein. Die Fledermäuse verirren sich immer hier her. Am ersten Abend wurde ich schon allein von dreien attakiert.

Morgen früh um fünf wird mit dem läuten der hölzernen Kul-Kul Glocke zum Morgengebet aufgerufen. Alle sitzen dann auf dem Boden des Tempels mit der Körper zur Sonne gerichtet.
Danach folgt Sunrise Agnihotra, die Feuer Klärungs/ Reinigungs Zeremonie (the Fire Purification ceremony). Da werden Kuhlfladen, die aussehen wie Schokokekse, in einer kleinen Schlüssel angezündet. Zum Schluss geht jeder der Mitglieder zum Feuer und betet noch kurz für sich selber. Leider weiß ich nicht ganz genau was diese Zeremonie beteutet, aber es sah aus, als wenn sie sich im Wasser waschen würden. Wenn euch das interessiert dann guckt einfach mal bei Wikipedia.
Ab sechs Uhr bereiten sich alle auf den Tag vor bis es dann um halb neun Frühstück gibt. Das nehmen alle zusammen ein. Genauso wie Mittag- und Abendessen. Es gibt zu jeder Tageszeit ein vegetarisches Reisgericht, auch zum Frühstück. Für uns Touristen gibt es manchmal aber auch Brot und selbstgemachte Peanutbutter. Die Einheimischen essen Reis.
Alle sitzen zusammen, meistens im Schneidersitz. Vor ihnen steht der Teller, oder man hält ihn in der Hand. Für uns Besucher gibt es Löffel und Gabeln. Die Locals essen allerdings meistens mit den Händen. Um genau zu sein mit der rechten Hand. Diese erhält alle guten Dinge. Die linke Hand befasst sich mit den unschönen Dingen, wie zum Beispiel mit der Waschung. 
Um elf Uhr bereitet man sich auf die Mittagsgebete vor, die dann um halb zwölf statt finden.
Um halb eins gibt es Lunch. Hier auf Bali ist es auch üblich, dass wenn man mit dem Essen fertig ist steht man einafch auf und geht seinen Aufgaben nach.
Yoga kann man ab halb fünf, drei mal die Woche, praktizieren. Zur selben Zeit bereiten sich auch alle auf die Gebete am Nachmittag vor. Um fünf wird im Tempel gebetet.
Um halb sechs am Abend findet die Sunset Agnihotra statt.
Eine Stunde danach essen alle Dinner. Dann wird wieder gebetet um halb acht. Alle setzen sich gemütlich hin, im Schneidersitz oder wie man sich wohl fühlt. Man soll entspannen und meditieren. Das Licht wird ausgeschaltet und dann fangen alle an zu singen. Ich vermute mal sie singen und beten in Indonesisch. Manche Teile sind auch in Englisch, allerdings mit einem straken Akzent, sodass man es schlecht verstehen kann.
Dies ist ein typischer Tag im Gedong Ashram Gandhi.

Mir persönlich fällt das Meditieren ja etwas schwer. Mit ganz geradem Rücken im Schneidersitz zu sitzen für eine längere Zeit und dabei an nichts zu denken ist nicht leicht. Also wirklich an nichts zu denken. Ich erwische mich immer selber, wie ich dabrüber nachdenke, dass ich noch ein Hotel buchen muss, was ich morgen machen soll, dass ich noch Wasser kaufen muss, wenn ich weiter in den Norden fahre und all sowas. Manchmal denke ich darüber nach, dass ich gerade nachdenke. Genau das hatte auch der Yogalehrer in Ubud gesagt, dass man sich entspannen und darauf konzetrieren soll, was man tut. Wenn ich bestimmte Bewegungen mache, dann soll ich nicht über die Bewegung nachdenken oder was ich morgen noch einkaufen muss. Man soll ich praktisch gehen lassen.
Die Meditation während des Yogakurses ist mir viel leichter gefallen. Da war ich wirklich entspannt und hatte zum Beispiel auch keine Probleme mit einem ganz geraden Rücken die ganze Zeit zu sitzen. Ich habe selber gemerkt, wie ich dabei grinse. Keine Falte habe ich auf der Stirn gezogen. Ich war wirklich entspannt.

Man kann hier im Ashram auch an den alltäglichen Aktivitäten wie Essen zubereiten, waschen, Gartenarbeit, Englisch unterrichten, den Kidnergarten besuchen oder in der Klinik helfen.

Die erste Nacht war einfach nur schrecklich. Ich hab so gut wie gar nicht geschlafen. Es war aber auch einfach zu heiß! Man schwitzt hier echt wie verrückt! Das Meer konnte man im Hintergrund hören. Das war aber alles andere als entspannend. Es war ziemlich laut und aggressiv. Zudem hörte man immer Kokussnüsse von den Bäumen auf unser Dach fallen. Das ist ziemlich laut! Ich hab mich jedes Mal einfach total erschrocken! Heute ist eine Kokusnuss praktisch vor meinen Füßen runter gekracht! Die hätte einen bestimmt erschlagen! Wenn irgendwo das Schild steht "Beware of falling coco nuts", dann sollte man das auch ernst nehmen.
Irgendwann um drei bin ich dann auch eingeschlafen.
Um viertel vor fünf hat dann der Wecker geklingelt. Ich war aber noch so müde, dass ich zum Gebet nicht aufgestanden bin!
Erst zum Frühstück habe ich mich blicken lassen. Es gab Bananen in Reismehl und Kassawa mit Kokusraspeln. Alles ziemlich exotisch. Ich hab davon auch fast nichts runter bekommen.

Saija, aus Finnland, und ich haben den Tag eine Tour zum Mount Batur und zu zwei Tempeln gemacht. Der Berg war ursprünglich ein Vulkan und ist noch 1917 und 1926 ausgebrochen und hat tausende Menschen getötet. Auch jetzt hat man noch die Stellen gesehen, wo die Lava einst runtergeflossen ist. Ziemlich beeindruckend.
Danach haben wir uns auf den Weg zum Tempel Puru Tirta Empul gemacht. 962 n. Chr. wurden die Heiligen Quellen hier entdeckt, die anscheinend heilende Kräfte haben sollen. Überall sind Balinesen in den Pools geschwommen und haben sich gebadet.
Danach sind wir noch weiter zur Elephant Cave gefahren. Das ist auch ein Tempel, der zum einen Teil für Hindus und zum anderen für Buddhisten ist. Auch dieser Tempel war sehr beeindruckend.
Wir hatten sogar unseren eigenen Fahrer aus dem Ashram. Es war auf jeden Fall ein gelungener Tag!

Abends wieder im Ashram angekommen haben wir zusammen gegessen und Shin und ich sind dann später noch was trinken gegangen in Candi Dasa. In der Stadt ist allerdings nicht viel zu machen. Ziemlich öde!
Abends bevor ich schlafen gehen wollte habe ich eine mega mega mega MEGA große Spinne im Cottage entdeckt! Sowas großes habe ich echt noch nicht gesehen!

Heute morgen bin ich sogar um fünf Uhr morgens aufgestanden um am Morgengebet teilzunehmen. Es war schön, die Sonne langsam aufgehen zu sehen. Allerdings wurde man von so vielen Nebengeräuschen abgelenkt, dass man sich einfach nicht konzetrieren konnte. Trotzdem war es eine gute Erfahrung an sowas mal teilgenommen zu haben. Das macht man ja auch nicht alle Tage.
Alles in allem bin ich froh, dass ich für zwei Tage ins Ashram gegangen bin. Nicht um mich zu Gott zu bekennen oder um plötzlich zum Hinduismus konvertieren zu wollen, sondern weil ich so das richtige Leben hier auf Bali gesehen habe. Ich habe mit den Locals zusammen gegessen (vorallem auch ganz neue Früchte wie Salak (Schlangenhautfrucht) oder Mangustine) und habe einfach gesehen wie ihr Tagesablauf ist. Zudem kann ich nur sagen, dass hier super nette Menschen leben, die einen die ganze Zeit anlächeln (und das nicht nur, um was zu verkaufen ;) ). Mehr als zwei Tage hätte ich da allerdings auch nicht bleiben wollen. Ich schlaf dann doch lieber in einem Bett, dass sich nicht wie ein Holzbrett am Rücken anfühlt.

Jetzt bin ich Tulamben. Hier werde ich vermutlich morgen nochmal tauchen gehen und einfach am Pool faulenzen. Zum Glück habe ich mir in Ubud noch zwei Bücher gekauft, denn hier steppt nicht gerade der Bär. Hier ist noch weniger los als in Candi Dasa. Das Dorf besteht eher aus einer Straße von drei bis vier Hotels. Aber das ist jetzt auch ganz nett! Mein Hotel ist ein Traum. Das reine Paradies nach den zwei Tagen im einfachen Ashram.

Hier ein paar Fotos von den letzten Tagen. Leider konnte ich nur wenige Fotos hochladen, da dass Internet hier im Hotel immer abbricht. Sobald ich wieder einen besseren Anschluss habe bekommt ihr ganz viele schöne Bilder! Aber diese hier gewähren auch schon mal einen kleinen Einblick in die Welt Balis.
Bis bald ihr Lieben :**


Mit einem Arbeiter an der Reisterrasse

Rice Terrace






Ein Tempel auf dem Weg


Lake Batur

Mount Batur

Sonnenaufgang im Ashram in Candi Dasa
auf dem Weg nach Tulamben


Puri Wirata - mein Hotel in Tulamben


3 Kommentare:

  1. Waaah! Das mit dem Ashram hört sich richtig interessant an! Dieser Tagesablauf! Und die Bilder sind echt der Hammer :) Grün beschreibt es wirklich am Besten!
    Hoffe du hast ein paar weitere tolle Tage! Genieß es bei dem tollen Wetter (und am Pool) :)
    Küsse aus Lima:*
    Ps. So eine ähnliche Hose hab ich auch ;)

    AntwortenLöschen
  2. Na, der Hut steht Dir aber gut - und von weitem sieht die Hose aus, wie von DESIGUAL, die haben nämlich in Gevelsberg!!! einen Laden aufgemacht. Während Du also das einfach Leben der Reisbauern kennenlernst und Armut siehst, aber die Menschen Dir immer ein freundliches Lächeln und Gastfreundschaft entgegenbringen, zieht in der Provinz Gevelsberg ein Hauch von Espana ein. Aber leider nicht das freundliche Lächeln. Obwohl DIE im Laden sehr freundlich war - DIE wollte aber eben auch was verkaufen (hat geklappt;-)) Auf der Straße haben sie alle ne Schnute gezogen - wird echt Zeit, dass ich hier raus komme, denn die Ägypter sind auch immer freundlich und lächeln!!
    Das mit dem Hinduismus und Islam hätte Dir aber bei gründlicher Recherche der Reiseführer auffallen sollen, zumal der Anschlag in Kuta damals ja islamistische Hintergründe hatte - egal!
    Also, die Farbe GRÜN kriegt doch gleich eine andere Dimension, wenn man die Reisterrassen sieht, gell, grüner geht einfach nicht. Und wenn dann die Sonne scheint und dunkle Wolken künden von Regen, dann gibt es ein Leuchten, das hat die Welt noch nicht gesehen.
    Ohhh, welch ein Augenschmaus. Ich freu mich immer, wenn ich Menschen kenne, die meine Erlebnisse teilen können, denn dann hat man in der Erinnerung viel mehr davon!!
    Ich werde jetzt mal im Keller nach dem Fotoalbum von Bali suchen, dann werden wir ja sehen, welche Orte wir dann am Ende beide kennen.
    Ach, diese gedankliche Reise, unterstützt von Google Maps, das ist schon schön.
    Also, Meditation klingt ja prima, aber an nix denken muß echt ne Kunst sein. Ich entspanne unglaublich über die Augen, meine damit: Aussicht, Blick, Panorama, Farben, Ansichten, Kompositionen...gepaart mit speziellen Düften und Gerüchen, what ever. Da habe ich dann mein persönliches Kino im Kopf, das nimmt mir keiner und die Hirnkapazität dafür ist erstaunlich, denn ich bin gut doppelt so alt wie Du und habe ja schon einige tolle Reisen unternommen - keine Sorge - ist alles noch da!!!
    Will ja nicht strunzen, aber die Highlights, und das sind die meisten Erinnerungen, werden nicht von neuen Erlebnissen übertüncht, sonder schön ordentlich in Hirn-Dateien abgelegt - direkter Zugriff jederzeit möglich. Also, saug auf, was geht! Es gibt kein Zuviel an Eindrücken, Du kriegst das alles sortiert, schließlich hast Du mit Deinem Blog ein Super-Tagebuch.
    Und die Hotels auf Bali sind echt alle der Knaller, woll!?
    Dekorieren die bei Euch auch immer die Tische und Betten?
    By the way, heute hat Deine Family unsere Einladungskarte bekommen - ich find die ja gut - mal sehen, was Dein Vater, der zugegebenermaßen Kartenpapst ist, davon hält...
    Laß' Dich überraschen...
    So, muß mich jetzt strategisch auf MEINEN Mittwochabend ( Grey's Ana und Priv.Practice!!!) vorbereiten - Du weißt schon: Sektchen, hihi. Und dann natürlich Katzen kraulen, hmmm, ich liebe die Viecher, ach nee, die heißen ja hier Verbrecher...
    So, Schätzeken, bis hoffentlich ganz bald!
    Vier Wochen hasse noch - bin gespannt, was Dich noch erwartet...
    Whdgdl und ....take care-Cair / BJÖLEX

    AntwortenLöschen
  3. Hallo mein Kind, wie am Samstag versprochen schreibe ich dir mal wieder. Hier ist alles gut, bis auf den Garten. Der Pool ist abgebaut und drei große Löcher gegraben für das Streifenfundament des neuen Gartenhauses. Morgen kommt der Beton, den dein Vater, Max und ich dann in ca. 3 Stunden verarbeiten müssen. Bin mal gespannt wie das klappt.Die beiden Jungs waren bisher richtig fleißig. Oma kommt und macht Reibekuchen. so muss ich nicht kochen und kann meine Zeit ganz deinem Vater im Garten widmen.
    Habe von Sabrina gehört, dass Jens am Wochenende krank war, schade , denn der BVB ist vorzeitig Deutscher Meister geworden. Muss er dann wohl nachfeiern. Heute drücken wir den Bayern die Daumen. Die spielen heute in Spanien, glaube ich.
    Ich hoffe dir geht es gut und du hast einen guten Rückflug nach Australien. Grüße bitte die Brahmhams von uns. Noch eine schöne Zeit, sei ganz lieb gedrückt, freue mich auf dich!!!! Mamma

    AntwortenLöschen